Falkenstein
Der kleine Weinviertler Ort nahe der tschechischen Grenze ist seit jeher eminent vom Wein geprägt. Der Beginn des Falkensteiner Weinbaus verliert sich zwar in den Tiefen der Geschichte, es scheint allerdings so, als wäre schon im Mittelalter Wein gepflanzt worden. Ob nun die alles überragende Burgruine, deren Urversion im 11. Jahrhundert begonnen wurde oder der Weinbau zuerst in Falkenstein war, bleibt dahingestellt, vielleicht bedingte ja auch das eine das andere. Die Reputation als Qualitätsenklave für Wein mag auch dazu geführt haben, dass die Kirche eine nicht unbedeutende Pfarre in den Ort setzte. Im Verbund mit einer wunderschönen Kellergasse, auf der gut und gerne 50 alte, zumeist als Buschenschank, genutzte Presshäuser stehen, einer Vielzahl an Bildstöcken, Statuen und kleinen Kapellen, vor allem aber durch seine spektakulären Weinberglagen zieht Falkenstein völlig zu Recht alljährlich immer mehr Ausflügler und Touristen an. Das schon im Mittelalter in Falkenstein eine intensive weinbauliche Tätigkeit herrschte, kann wohl kaum als Zufall abgetan werden. Ungefähr zur gleichen Zeit analysierten im Burgund, dem terroirfixiertesten Weinlandstrich der Welt, Zisterziensermönche akribisch ihre Böden und kosteten dabei angeblich sogar ihre Erde. In Falkenstein gab es wohl keine Mönche, die sich durch die Erde probierten, hätten sie es freilich getan, sie wären zu fast identen Ergebnissen gekommen. Unter einer leckeren Lössschicht tut sich da wie dort ein mächtiger Kalksockel auf, der ideale Verhältnisse für eine Vielzahl an Rebsorten bildet. Das Klima erwies sich ebenfalls als ideal, nahezu sämtliche Weinterrassen blicken nach Süden und heutzutage noch besser, nach Südosten. Zudem schützt der, die Rieden umgebende Wald vor kalten Winden und die teils steilen Hanglagen sorgen dafür, dass extrem kalte Winterluft in die Ebene abfließt, wo seit jeher in Falkenstein kein Wein angebaut wurde. Rosenberg: Die ultimative Falkensteiner Lage! Hier hat alles begonnen wie das Bergtaiding aus dem Jahr 1309 eindrucksvoll belegt und hier hat auch noch heute jeder Falkensteiner Winzer zumindest einen Weingarten. Die Lage ist in vielerlei Hinsicht beeindruckend: sie zieht sich fast über die ganze Ostseite der Stadt und weist aufgrund ihrer Größe auch entsprechend diverse Bodenstrukturen auf, wobei man grundsätzlich von Löss in unterschiedlichen Mächtigkeiten auf einem enormen Kalksockel ausgehen kann. Der Rosenberg schaut nach Süden, bekommt also nicht zu knapp Sonne ab, was im Idealfall zu kräftigen und konzentrierten Weinen, vor allem Veltlinern aber auch Weißburgundern und Rieslingen, führt. Rabenstein: Kalk ohne Ende und deswegen ein Terroir, das auch zum Experimentieren einlädt. Hier wächst zwar ebenfalls Veltliner, doch fühlen sich auf dem kargen Untergrund auch Weißburgunder, Riesling, Zweigelt und vor allem Pinot Noir wohl. Zudem schaut man vom Rabenstein nicht direkt in den Süden, ein leichter Schwung nach Osten gibt ihm zwar schon früh am Morgen Sonne ab, doch wird es nachts kühler als am Rosenberg, was den Weinen eine straffere, kargere und kompaktere Struktur mitgibt. Ekartsberg: Jeder Weinort sollte das Privileg haben über eine Alternativlage zu verfügen, eine Lage, die ein wenig abseitig liegt und dadurch oft von einem eigenen Mikroklima beeinflusst wird und möglichst auf einem anderen Grund baut als die großen Ortslagen. Die Falkensteiner Antwort auf die Klassiker vom Rosenberg, Kirchberg oder Rabenstein ist der Ekartsberg. Hier dominieren im Allgemeinen schwere Löss- und Tonböden, während ein schützender Eichenwald am Hangende für eine besondere Thermik im Weingarten sorgt. Und so finden sich am Ekartsberg gleichfalls Parzellen, die optimale Bedingungen für gehaltvolle und dichte Berggerichtsveltliner- und Weißburgunder bieten. Die wichtigste Falkensteiner Rebsorte war der Grüne Veltliner, der seit Jahrhunderten nicht aus den Weingärten des Ortes wegzudenken ist. Je nach Lage, Untergrund, Lesezeitpunkt, Ertragsmenge und was sonst noch Wein beeinflusst, gibt es ihn in leichten, frisch-fruchtigen klassischen DAC-Varianten, beizeiten aber auch in kräftigeren, würzigeren und alles in allem ambitionierteren Versionen, wie wir sie auch in den Interpretationen des Falkensteiner Berggerichts wiederfinden. Welschriesling spielt ertragsmäßig die zweite Geige, qualitativ gibt es diesbezüglich freilich repräsentativere und beeindruckende Alternativen. An vorderster Stelle sollte man hier Riesling und vor allem Grünen Sylvanerhervorheben, eine der wenigen autochthonen österreichischen Rebsorten, den es heutzutage quasi nur noch in Falkenstein gibt und der feine Kräuternoten mit zurückhaltender Frucht und lebendiger Säure zu verbinden weiß.Traminer gibt es ebenfalls, doch leider sehr wenig, er wurde von Muskateller und Sauvignon Blanc, zwei leichter verständlichen und frischeren Aromasorten sukzessive verdrängt. Den österreichischen Weinort, an dem man keinen Zweigelt findet, kann man vermutlich ewig suchen, also gibt es ihn auch in Falkenstein und bisweilen auch, der Kühle und Frische der Region sei Dank, in wirklich ansprechenden Qualitäten. Viel spannender ist allerdings der wenige Pinot Noir, der sich im Rabensteiner Kalk genauso wohl fühlt wie so manche Chardonnays. Zu guter Letzt gilt es eine Lanze für den Weißburgunder zu brechen, der sich im Falkensteiner Terrain besonders wohl zu fühlen scheint und profunde Substanz mit filigraner Mineralität verbindet.WEINBAU IN FALKENSTEIN
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